Donnerstag, 28. Oktober 2010

Krimi total

Meine Eltern waren natürlich gestern zu meinem Geburtstag da, die richtige Feier habe ich allerdings auf Samstag gelegt. Wie ich schon länger wusste, hatten meine Eltern bereits einen super Partygag in Arbeit, mir wurde nur nicht verraten, was dies sein sollte. Gestern wurde das Geheimnis als Teil meines Geburtstagsgeschenks gelüftet: Krimi total heißt das Ganze. Eine Dinnerparty unter einem bestimmten Motto. Das ganze ist als Krimi inszeniert, die entsprechenden Vorlagen, Charaktere mit ihren Vorlieben und Abneigungen und der grobe Handlungsverlauf werden vorgegeben. Was meine Eigenschaften sind, wen ich mag und wen nicht, das darf außer mir niemand wissen. Ich muss es nur spielerisch darstellen.
Zu Beginn des Spiels werden wir erfahren, wer ermordet wurde. Einer aus unserer Runde ist der Täter, und wir müssen herausfinden, wer das ist. Jeder bekam bereits ein Heft über seinen Charakter, das nur er selbst lesen darf. Nach den Vorgaben soll man sich verkleiden. Das wird bestimmt ein riesen Spaß.
Man kann auf der Internetseite aus 8 verschiedenen Szenarien wählen. Meine Eltern haben sich für die Mafiafamilie zur Zeit der Prohibition entschieden. Ich bin eine 32jährige Witwe, mein Liebster wird den Don höchstpersönlich spielen.
Ich bin total gespannt darauf und werde natürlich Montag über unser Mordsdinner berichten.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Unfaire Wetterlagenverteilung

Warum hab ich strahlenden Sonnenschein an meinem Geburtstag im tiefsten Herbst, während meine beiden Sommerkinder an ihren Ehrentagen beide mit Regen geärgert wurden und sich zur Schuleinführung Ozeane über uns ausschütteten? Sauerei ist das!

Mittwoch, 20. Oktober 2010

20er adé

Kürzlich erinnerte ich mich - ich weiß nicht warum - an meine mündliche Abiturprüfung. Immer wenn die mündlichen Prüfungen anstanden, wurde ein Trakt unserer Schule extra zu diesem Zwecke abgesperrt, damit die Prüflinge nicht gestört würden. Jahr für Jahr sah ich bewundernd auf zu den Zwölftklässlern, die heraus geputzt durchs Schulhaus stolzierten und in den abgesperrten Bereich gingen. Dann war ich selbst an der Reihe. Ich weiß noch genau, wie ich heraus geputzt stolz über die Schulflure ging in den abgesperrten Bereich. Fast untergewichtig, wie ich damals war, mit hüftlangen Haaren und faltenfreie 18 Jahre jung... und irgenwie kompliziert. Ich fühlte mich so wahnsinnig erwachsen.

Inzwischen ist mehr als eine Dekade ins Land gegangen. Nun, zwei Kinder, eine Scheidung, einige Kilos rauf, fast genauso viel wieder runter, einen Meter Haarkürzung und ein paar Lachfalten später stehe ich kurz vor meinem 30sten Geburtstag. Noch vor nicht allzu langer Zeit dachte ich, die 30 würde mir Probleme bereiten, doch weit gefehlt. Ich fühle mich so wohl, wie noch nie in meinem Leben. Äußerlich definitiv besser, als mit 18, selbstbewusster, zufrieden, wenn sogar 20jährige Bürschlein mir anerkennende Blicke zuwerfen. Und charakterlich kann ich die Anna von vor 10 Jahren gar nicht leiden. Positiv beeinflusst durch die Mutterschaft und auch durch die innige Partnerschaft der letzten Jahre, bin ich ein ganz neuer Mensch, den ich viel besser leiden kann. Ich mag die bald 30jährige Anna viel mehr als die 20jährige. Ich liebe mein Leben mit allen Menschen darin und niemals habe ich mich wohler gefühlt als genau jetzt und genau hier. Die 30 kann kommen...in 7 Tagen.

Montag, 11. Oktober 2010

David gegen Goliath

Es war einmal ein kleiner Angestellter, der schon geraume Zeit den Traum der Selbständigkeit träumte. Anfang diesen Jahres war es endlich soweit, und der große Schritt konnte gegangen werden. Selbstverständlich war dies mit einigen Investitionen verbunden, unter anderem musste noch ein zweites Auto her, da seine Liebste ebenfalls auf ein Auto angewiesen ist. So stürzte sich der nun kleine Selbständige in einige Schulden. Doch sogleich bekam er auch einen Auftrag als Subunternehmer von einem großen Riesen, dessen Auftragsbücher gut gefüllt sind und der im Jahr gut und gern mehrere Millionen verdient. Die ersten Rechnungen, die der Kleinunternehmer an den Riesen schrieb, wurden zunächst ignoriert, dann endlich bezahlt, jedoch nicht in voller Höhe. Doch obwohl der Kleinunternehmer schon einen Angestellten hatte, der auch bezahlt werden wollte, ging es langsam bergauf, der Kontostand rutschte allmählich wieder in die schwarzen Zahlen und der Kleinunternehmer konnte sogar schon Rücklagen für Steuer und auch privat schaffen. Dann jedoch beschloss der Riese aus heiterem Himmel und ohne ersichtlichen Grund, die Rechnungen nicht mehr zu begleichen. Da er nun auch die vergangenen Monate eine Gewährleistungssumme einbehalten hatte, die zum Auftragsende ausgezahlt werden sollte, und einige Rechnungen nun schlichtweg gar nicht gezahlt wurden, hat der Riese beim Kleinunternehmer inzwischen 25.000€ Schulden. Ohne Grund. Mahnungen und Androhung von Rechtsmitteln interessieren den Riesen gar nicht, denn er hat einen spitzen Anwalt, den er auf Flatrate-Basis bezahlt. Und selbstverständlich geht der Riese davon aus, dass sich der Kleinunternehmer einen jahrelangen Rechtsstreit nicht leisten kann. Die Rücklagen des Kleinunternehmers sind nun aufgebraucht, schließlich wollte da auch noch ein Angestellter bezahlt werden, die Zahlen rutschen wieder in den roten Bereich, und der Kleinunternehmer kann wieder von vorn anfangen. Den Riesen, für den 25.000€ ein wahrlich lächerlicher Betrag ist, interessiert das alles nicht. Und während er beinahe einen Kleinunternehmer noch im Jahr der Geschäftsgründung wieder in den Ruin trieb, baut er sich auf seinem großen Grundstück eine eigene Bowlingbahn und fährt gemütlich in Urlaub.

Doch wenn er denkt, der Kleinunternehmer lässt sich so einfach unterkriegen, dann hat er sich ganz böse geschnitten. Je höher der Aufstieg, desto tiefer der Fall.